Polarlicht-Jagd mit Hurtigruten

13. Dezember 2024

6. Dezember 2024

Der Tag beginnt mit einer ersten schlechten Nachricht: Am Flughafen Schiphol stürmts. Flüge sind verspätet und fallen aus, schau bitte deinen Flugstatus an. Für uns gehts erst mal an den Flughafen. 9:30 Gepäck abgeben und dann mal warten ... Nächste Info folgen um 11:50. Wir genehmigen uns ein Bier in der Sports Bar. Die Infozeit verschiebt sich immer weiter, der vorangehende Flug von Amsterdam ist noch nicht mal gestartet. Zwischenzeitlich schlägt uns KLM vor, morgen zu fliegen, was ich blöderweise angenommen habe. Also auf zum Transferdesk, um das Ganze rückgängig zu machen. Denn die Hurtigruten-Leute hätten uns gerne schon noch irgendwie in Amsterdam bzw. Bergen. Mit ein paar überzeugenden Worten, bringen wir die Pfeifen (Zitat Swiss-Mitarbeiter am Transferdesk A) vom Transferdesk B dazu, uns wieder auf den 6.12. zurückzubuchen. Das Flugzeug kommt gegen 15:30 mit frischer Standbycrew an und wir fliegen endlich um 16:15 ab. 17:30 Ankunft in Amsterdam und wieder heisst es warten: Der Flug nach Bergen verzögert sich ebenfalls. Während wir in der Luft waren, haben die Hurtigruten uns ein Hotelzimmer in Bergen und einen Flug am nächsten Tag nach Ålesund gebucht. Da sollten wir dann unser Schiff erwischen - hoffentlich. Am Gate genehmigen wir uns einen feinen Südafrikanischen Rosé vom Café (not only for me). 22:15 starten wir dann doch Richtung Bergen und kommen da nach ruhigen Flug kurz nach Mitternacht an. Unser Gepäck hat den Weg ebenfalls geschafft und wir laufen die paar Meter rüber ins Clarion Hotel. Gute Nacht!

7. Dezember 2024

Tagwach ist um 6:30. Wir wollen schliesslich was haben vom Frühstücksbuffet, bevor es wieder mal in den Flieger geht. Wir hatten zwar eine etwas kürzere Nacht, aber das Buffet entschädigt und überzeugt absolut. Gegen 9:00 machen wir uns wieder auf den Weg rüber zum Flughafen. Geben wieder unser Gepäck auf und durchlaufen die Sicherheitskontrolle - und das ohne Piepen beim künstlichen Knie, komisch. Das Terminal in Bergen ist klein und überschaubar. Wir machen es uns mit Aussicht auf die Propellermachinen der Winderøe bequem, buchen noch den Flybus in Ålesund und warten mal wieder auf einen Flieger. Heute ist allerdings alles super pünktlich und flugs sitzen wir in der Propellermachine. Kaum in der Luft, sind wir nach 40 Minuten auch schon im Landeanflug auf Bergen. Sozusagen im Vorbeigehen noch das Gepäck schnappen und raus zum Flybus. Der Chaffeur begrüsst uns freundlich und möchte auch gleich wissen, wo wir denn aussteigen möchten. Skateflukaia wirds. Unter allen Fjorden durch, rein in die Stadt, zwei, drei Halte später sind wir da und stolpern Richtung Hurtigruten-Kai, wo sich die Kong Harald hinter den Terminal-Gebäuden versteckt. Wir umrunden diese und stehen auch gleich auf Deck 3 an der Reception. Auf Deutsch werden wir begrüsst, kriegen unsere Unterlagen und die Kabinenschlüssel. Wir sollen uns doch mal installieren und danach wieder kommen für weitere Infos und so. Denn hinter uns kommt die spanisch/französische Reisegruppe, die auch mit uns auf dem Flieger von Bergen war, an. Sie hatten die Taxibeförderung gewählt - wir waren mit dem Bus schneller ... Kabine ist klein, aber völlig ausreichend. Da das Schiff, wahrscheinlich für die Crewsicherheitsübung, ab 14:15 nicht mehr am Kai liegt, zieht es uns gleich wieder an Land. Voher noch kurz die Kreditkarte hinterlegen und den Haarfön schnappen. In Ålesund spazieren wir etwas rum, kaufen erste Souvenirs und setzen uns dann zu frischen Zimtschnecken und Kaffee ins Racoon. Dann ists schon fast Zeit, dass das Schiff wieder am Kai sein sollte, also wieder zurück zum Schiff. Das ist noch draussen auf dem Wasser, dafür gibt so noch schöne Fotos. Ein paar Minuten später können wir wieder an Bord. Ein kurzer Rundgang durchs Schiff, Menü studieren, Wlan installieren, entspannen. 19:00 gibts Abendessen.

8. Dezember 2024

Die nächtliche Reise im extrem leise fahrenden Schiff wird nur für zwei Halte unterbrochen. Die offene Seepassage macht sich gegen 1:00 mit etwas Wellengang bemerkbar. Wir schlafen ordentlich und plündern das Frühstücksbuffet schon um 8:00. Beim Winkwettbewerb mit der Versterålen machen wir natürlich mit. Wir gewinnen! Was keine Kunst ist, da die Versterålen wesentlich kleiner ist. Kurz darauf legen wir in Trondheim an. Wir machen einen kleinen Spaziergang am Bahnhof vorbei in die Stadt und wieder zurück zum Schiff. Es wartet um 12:00 schliesslich auch schon der Film über die Nordlichter. Zwei kleine Toast spülen wir mit Bier im Multe Bistro runter. Den Nachmittag verplemperln wir im Multe und in der Explorer Bar. Gegen 16:00 nimmt der Seegang zu, der Captain 'behauptet' - so die Durchsage der Reiseleiterin - es seien 4 m Wellen, alles ganz normal ... Auch beim Abendessen schaukelts wieder mehr, die Reihen lichten sich etwas. Auch mir ist etwas gschmuch, zum Glück eher kopf- als bauchmässig. Die Folda-Passage geht zum Glück auch vorbei und es geht ruhig in die Nacht.

9. Dezember 2024

In der Nacht werden wir wohl ein paar Häfen angefahren haben, davon kriegen wir nichts bis fast nichts mit. Am Hafen von Ørnes hält der Kinderchor ein kleines Weihnachtsständchen, das gebührend bewundert wird. Wir drehen noch 3 Runden ums Schiff, während wir im Hafen liegen. Dann geht es weiter Richtung Bodø. Die See wird wieder unruhig und der Wind legt kräftig zu. Die Durchsage kommt: Wir fahren von Bodø direkt nach Harstad, ohne Zwischenhalte auf den Lofoten. Das Wetter ist zu schlecht. Kurz vor dem Einlaufen wird auf die wunderschöne Küstenwanderung bei schönem Nordnorwegischem Wetter aufmerksam gemacht. Da hat aber der stürmische Wind (20 m/s) im Hafen von Bodø anscheinend etws dagegen, wir können nicht anlegen. So gehts wieder raus aufs Meer, Kurs Harstad. Die Überquerung des Vestfjords bietet das volle Programm mit Wellen und Wind. Man wird gebeten, drinnen zu bleiben und nicht unnötig herumzulaufen. Der beste Platz sei wohl das Bett - zumindest laut französischer Durchsage. Dort verbringen wir auch diese 2 Stunden ... geweckt werden wir immer mal wieder vom Nordlichtalarm, die Wahrscheinlichkeit steigt und steigt, nur die Wolke stören halt. Gegen Abend hin wird der Seegang wieder landrattentauglich und auch das Essen geht problemloser als noch gestern. Nach nochmal 3 Runden ums Schiff - bei Regen und streckenweise Wind - genehmigen wir uns einen Drink in der Bar. Um 20:30 kommen wir schon in Halstad an, wo wir über Nacht im Hafen bleiben.

10. Dezember 2024

Eine äusserst ruhige Nacht im Hafen geht um 7:45 durch die Abfahrt von Harstad zu Ende. Nach dem Sturm auf das Frühstücksbuffet zieht es uns raus auf Deck 5, um ein paar Runden ums Schiff zu drehen. Das Wetter: bedeckt mit Tendenz zu Schauern. Aber auch ein paar Auflockerungen, wo die Polarsonne von hinter dem Horizont die Wolken anstrahlt und fast ein bisschen Nordlicht-Feeling entsteht. In Finnsnes legen wir kurz an und gleich gehts weiter Richtung Tromsø. Im Stream verfolgen wir das Daily Gathering auf Englisch. Unterwegs ziehen wieder mehr Wolken auf und der Regen nimmt die Sicht. Durch den Straumfjord, rein nach Tromsø. Mittlerweile ist es stockdunkel und wir machen uns auf in die Stadt. Schon nach wenigen Metern trocknen wir wieder bei Kaffee und Kuchen im Smørtorget, einem Vintageladen mit Café. Anschliessend trollen wir uns zum Trollmuseum. Ein witziges, kleines Museum mit vielen Augmented Reality Installationen. Die Kirchenbesichtigung fällt aus: wegen zu geschlossen, also wir haben die Öffnungszeit knapp verpasst ... Im Souvenir-Shop noch ein paar Paar Socken für Katja und wieder rüber zum Schiff. Es schneit inzwischen, das aber seeeehr nass. Zurück an Bord versuchen wir für morgen noch Plätze im Bus zum Nordkap zu ergattern, was auch problemlos klappt, als das ExpEdition-Team von den Landausflügen zurück ist. Am abendlichen Buffet essen wir zu viel, aber wenns so gut ist ... Heute gibts auch ein Aquavit nach dem Essen. Die Bar wird von einigen angehenden Schnapsleichen bevölkert, da ziehen wir uns doch lieber in die Kabine zurück.

11. Dezember 2024

Morgens um 7:30 in ... äh, wo? Unser Schiff hat auf all unseren Karten- und Navigations-Apps eine völlig falsche Richtung eingeschlagen, statt nach Honningsvåg halten wir ganz fest auf Alta zu. Naja, wir duschen mal und gehen frühstücken. Dort kommt dann die Durchsage, dass aufgrund der Wettersituation die Reise nicht bis Kirkenes fortgesetzt werden kann und wir nun die nächsten zwei Tage in Alta im Hafen bleiben. Es haben sich zwei Polartiefs gebildet, die etwas südlich und etwas nördlich von uns auf Land treffen und Wellen bis 10 Meter und vor allem Wind in Orkanstärke mitbringen. Der Kapitän meint am Infomeeting noch trocken: Das Schiff hält das aus, aber ihr ... So kommts, dass wir doch nicht ans Nordkapp kommen. Beim kurzen Abstecher in die Stadt Alta wird eine Idee für die Weihnachtskarten geboren und das Material (Geschenkanhänger) gekauft. Und die Nordlichtkirche dann doch noch besichtigt, sie haben erst um 13:00 offen - ob da jetzt ein Hurtigruten-Schiff ist oder nicht, zuerst müssen die Kinder vom Kirchenunterricht abgeholt sein. Es schneit und stürmt mal mehr, mal etwas weniger. Die Temperatur hält sich plus minus um den Gefrierpunkt. Auf dem Flugplatz, den man vom Schiff aus wunderbar einsehen kann, landen die Flieger nach ein paar Warteschleifen doch noch. Die Stimmung an Bord ist entspannt und unaufgeregt. Die einzigen, die Stress haben, sind die Reiseleiter, die ein Ausflugsprogramm für heute und morgen aus dem Hut zaubern und die Transporte für die organisieren müssen, die in Kirkenes ausgestiegen wären - also auch für uns. Wir werden um Mitternacht vom Bus abgeholt und über Nacht nach Kirkenes gefahren - so mal der Plan. Den Nachmittag verbringt man mit Flieger schauen, Kaffee trinken und warten. Die 4-stündige Nordlichtjagd mit dem Bus wollen wir uns nicht antun, da reicht uns die bevorstehende Nachtfahrt. Es schneit und stürmt weiter. Die Abfahrtszeit 24:00 wird nach ein wenig hin und her auf 2:30 verschoben. Der Unfall auf der einzigen Zufahrtstrasse muss zuerst geräumt werden. Ein paar Amerikaner wollen schon fast aufbegehren: Sie müssen doch auf den Flieger in die Türkei. Und niemand kann ihnen sagen, wie hoch die Chancen in Prozent sind, ob sies auch schaffen. Dann hätten sie doch besser den Flieger am Abend gebucht und so weiter und so fort. Die Franzosen schauen ob des Ausbruchs etwas bedröppelt, aber ich kann die Amis auf Englisch wieder etwas beruhigen - es ist die Natur, da kann Hurtigruten nichts dafür und Garantien gibts für gar nichts im Leben.

12. Dezember 2024

Wir entspannen nochmal in der Kabine und starten den zweiten Versuch mit der Busabfahrt um 2:00. Dieses Mal siehts gut aus, dass der Bus auch wirklich abfährt. Wir richten uns für die ca. 6-stündige Fahrt nach Kirkenes ein. Mit etwas Glück, denn die ziemlich besoffenen Amis sind im anderen Bus. Zügig gehts über die schneebedeckten Strassen in der Dunkelheit über die Alta-Hochebene. Zwischenhalt im Scandic Karasjok um 6:00. Kurze Verkehrskontrolle an der finnisch-norwegischen Grenze. Gerädert erreichen wir gegen 10:00 das Thon Hotel in Kirkenes. Glücklicherweise haben wir unser Zimmer hier und müssen nicht direkt weiter zum Flughafen. Das Frühstück wurde zwischenzeitlich gecancelt, da wir wegen der Strassensperrung zu spät angekommen sind. Eines unserer Zimmer ist schon bereit. Wir schnappen uns noch einen Teller mit Brot und Käse und frühstücken im Zimmer. Nach dem Duschen erkunden wir Kirkenes bei einem kurzen Spaziergang durch die Einkaufsstrasse. Die Spikes wollen schliesslich auch einmal ausgeführt werden. Im Einkaufszentrum gibts ein Stück Kuchen. Wir sind so müde, dass es uns anschliessend gleich wieder zurück ins Hotel zieht. Den Nachmittag verschlafen wir. Abendessen gibts im hoteleigenen Restaurant Brasseriet. Auch andere müde bis sehr müde Touristen sind hier im Hotel. Alt werden wir heute nicht, auch wenn der Nordlichtalarm meint, dass die Chancen steigen. Das Hotel wäre ideal gelegen und ausgerichtet direkt nach Norden auf den dunklen Fjord hinaus, nur unsere Zimmer liegen leider zur Strassenseite ...

13. Dezember 2024

Nach einer sehr erholsamen Nacht im Thon Hotel starten wir das Abenteuer Heimreise. Der Shuttlebus hat zwar ca. 30 Minuten Verspätung, aber wir schaffen es tous juste durch Check-in und Sicherheitskontrolle, inkl. Zufalls-Drogen-Wischtest bei 2 von dreien, mit kurzem Zwischenstop auf der Toilette, ins Flugzeug nach Oslo. Das Enteisen der Motoren und der Maschine braucht ein paar Minuten, dann sind wir unterwegs. Der französische Flight Attendant ist köstlich und amüsiert zumindest die ersten paar Reihen, natürlich Franzosen und uns auch. In Oslo kommen wir mit ca. 20 Minuten Verspätung an. So haben wir einen etwas schlankeren Anschluss, aber für ein Sandwich reichts allemal. Der Flug nach Kopenhagen ist kurz und überpünktlich. In Kopenhagen vertrödeln wir also noch ein paar Minuten mehr, unter anderem mit Kaffee und Kuchen. Auf den SAS-Flügen innerhalb Skandinavien werden keine Drinks und Spirituosen verkauft, aber da wir jetzt ja in die Schweiz fliegen ... wir gönnen uns Gin Tonic und Vodka Mojito. Zürich erreichen wir wieder ziemlich pünktlich. Das einzige, das heute verspätet kommt, ist das Gepäck. Das hat etwa länger, als angegeben, bis es auf dem Förderband erscheint. Den Zug nach Hause erreichen wir, der ist wieder SBB-pünktlich.