Litauen-Lettland-Estland

25. Juni 2011

Mittwoch, 1. Juni

Wir starten um 20.00 Uhr – schon piept es in unserem Wohnmobil, die Handbremse wars. Über St. Gallen, Bregenz, Ulm düsen wir auf deutschen Autobahnen nordwärts. Übernachtet wird auf der Raststätte Lonetal-Ost.

Donnerstag, 2. Juni (Hochzeitstag)

Weiter auf der A7 bis zum Camping in der Fuldaschleife, schön gelegen und voller Fahrrad- und Vatertagstouristen, die die Schenke belagern. Wir genehmigen uns dann aber doch zwei Bier und ein Schni/Po ohne Sa. Üppig und genug und gut.

Freitag, 3. Juni

Kurz nach neun, nach einem Zmorge mit frischen Brötli, sind wir wieder auf der A7 Richtung Hamburg. Davor besuchen wir den Vogelpark in Walsrode. Der Park ist toll und begeistert uns, die eingesperrten Vögel tun uns Leid. Nach einer ausgiebigen Brotzeit im Parkrestaurant heisst unser neues Ziel: Camping Neustadt an der Ostsee («Camping am Strand» überhaupt nicht zu empfehlen). Die Favelas = Wohnwagen an Wohnwagen sind nicht ganz unser Stil. Trotzdem schlafen wir gut nach dem Abendspaziergang dem «Strand» entlang.

Samstag, 4. Juni

Da haben wir doch gemeint, wir seien so fährenerfahren und würden jeden Fährterminal fast im Schlaf finden. Nur in Travemünde scheint alles anders zu sein. Wir fahren probeweise an den Skandinavienkai und sind alles andere als sicher, ob wir hier dann auch unsere Fähre finden würden am Nachmittag. Also machen wir erstmal Travemünde unsicher, Vordere Reihe rauf, Hintere Reihe runter, Picknick auf dem Parkplatz, weiter auf den schöneren Parkplatz für die Mittagsruhe, Leute gaffen bis wir uns dann endlich auf den Weg zur Fähre machen können. Erneute Tour um den Parkplatz am Skandinavienkai, neuer Anlauf bis wir uns entscheiden, im Hafenhaus nachzufragen. Und oh Wunder – es gibt einen Schalter der Scandlines und die nette, junge, kleine Frau hilft uns gerne weiter. Wir dürfen einchecken und sind schon bald auf dem Parkplatz vor einem Schiff. Isabelle und Marian beschliessen, dass die am Quai liegende «Queen Elisabeth» noch genauer anzuschauen ist. Also lassen wir Max alleine beim Womo. Dass wir in dieser Zeit aber schon auf die Fähre hätten fahren können/sollen, davon merken die Weiber nichts. Max ruft uns beide übers Handy an, die Handys sind aber im Womo. Bis wir uns endlich auf den Weg zurück machen und Max ganz verzweifelt winken sehen

Sofort rauf auf die Fähre und dann werden so nach und nach auch die Lastwagen eingeladen, alles ganz langsam und in einer Ruhe. Gleich nachdem die Queen Elisabeth abgelegt hat und von vielen Schaulustigen auf See per Boot und zu Fuss an Land verabschiedet worden ist, legen auch wir fast pünktlich ab. Wir haben «all inclusive» gebucht, also heisst es für den Abend und den nächsten Tag: ESSEN – SCHLAFEN – ESSEN – ESSEN – ESSEN

Sonntag, 5. Juni

Bis wir statt um 22 Uhr schon um 19.30 Uhr (lettische Zeit) in Ventspils aus der Fähre fahren, zwar etwas chaotisch, aber auch wir schaffen es ohne Kratzer und ohne Nervenverschleiss. Wir holen noch Geld am Automaten (niemand weiss so genau, wie viel wir denn brauchen) und ab geht es auf den Campingplatz. Ganz modern und neu, gut organisiert und schon begrüssen uns die Deutschen und die Franzosen. 19 Lats, ist das viel???

Montag, 6. Juni

Brot holen – die Herausforderung dieses Montags. Eine geschlagene Stunde irrt Marian in Ventspils umher, bis ich am Markt endlich Brot finde. Wirklich nicht ganz einfach. Nach dem Zmorge machen wir uns auf den Weg ans Kap Kolka, da wo sich die Ostsee und die Bucht von Riga küssen, Leuchttürme und Strände wie im Bilderbuch, sagenhaft. Der erste Eindruck von Lettland ist überwältigend, zudem ist es warm, ja heiss und einfach URLAUB PUR!!! Nur die Mücken machen Max (eigentlich allen) etwas Mühe. Übernachten wollen wir auf dem Camping Abragciems, modern und toll, direkt am Meer (13 Lats).

Dienstag, 7. Juni

Eine ruhige Nacht haben wir hinter uns gebracht. Die anderen Bewohner des Campings haben sich ruhig verhalten – waren auch grösstenteils Taubstumme. Wir lüften all unsere Bettwäsche – es mutet wieder einmal an wie bei den Zigeunern Weiter geht es schon nach Riga, es sind ja auch nur noch gute 80 km. Der Küste nach, vom Meer sieht man allerdings wenig, da immer noch etwas Wald zwischen der Strasse und dem Strand ist. Im Kemeri-Nationalpark machen wir noch einen kurzen Einkehrschwung. Wieder mal ein Spaziergang durch den Wald: Mückenattacken. Nur dieses Mal sind wir geAntiBrummt. Durch Myst-anmutende Wälder über Holzstege führt ein kurzer Weg, der allerdings erst mal gefunden werden will. Weiter durch das etwas heruntergekommene Kurbad Kemeri. Mit anscheinend sensationell gutem Trinkwasser: an einem Wasserhahn am Strassenrand werden 5-Liter-Bidons abgefüllt. Wir lassen uns diese Gelegenheit allerdings entgehen

Jurmalla lassen wir dann links liegen und nehmen die Umfahrungsstrasse direkt hinein nach Riga. Den City-Camping finden wir ohne Probleme, vor allem dank Navi. Wir richten uns ein und ruhen erst etwas aus. Gegen Abend ziehen wir dann in die Altstadt. Schlendern etwas umher. Geniessen ein Bier in einem Biergarten. Lassen uns dann von der Karte eines italienischen Restaurants und dem jungen Kellner überzeugen und verspeisen eine sehr gute Pizza mit Wein.

Mittwoch, 8. Juni

Heute erkunden wir noch alle Sehenswürdigkeiten, die wir beim Abendspaziergang nicht gesehen haben. Auch ohne grosse Planung und Ziele haben wir schon einiges gesehen, bis wir uns dann doch noch einen Stadtplan bei der Tourist Info gönnen – wir haben ja nicht schon etwa fünf Stück im Womo Im Belgian-Beer-Café gibts natürlich ein Lettisches Bier. Picknick kaufen wir im Zentralmarkt. Die fünf grossen Zeppelinhallen sind beeindruckend, die Menge an Ständen auch und erst die Preise. Vor allem die Fleischpreise haben es uns angetan. Etwas Brot, etwas Wurst, etwas Käse – und noch etwas (russisches) Mineralwasser. Am Kanal machen wir es uns gemütlich und lassen es uns schmecken. Quer durch die Altstadt geht es schon fast wieder Richtung Camping. Wir fahren noch in den Turm der Petrikirche hinauf und geniessen den Ausblick über Riga. Zurück über die Brücke, schnell noch etwas Bier im Supermarkt einkaufen und wieder zurück zum Womo. Die Finnen, die uns gestern etwas nahe gekommen sind, sind zum Glück wieder weg. Kaum sitzen wir draussen im Schatten, fängt es an zu tröpfeln und auch gleich darauf so richtig an zu regnen. Glücklicherweise nur ein kurzer Schauer, bei dem man aber wirklich richtig nass geworden wäre. So wird es bei uns im Womo nur etwas schwül-warm, aber dafür ist es nachher etwas angenehmer. Denn die Temperatur dürfte heute die 30-Grad-Marke locker geknackt haben.

Die Holländer auf Skandinavien-Expedition (chaotische Flower-Power-Truppe) und die finnische Rockergang (die nur einzeln und nacheinander duschen gehen können, dafür aber mit Bier) gestalten unser Abendprogramm.

Donnerstag, 9. Juni

Quer durch Riga – nicht ganz ohne aber ohne GPS fast nicht zu schaffen, da die Wegweiser immer sehr klein und an den unmöglichsten Orten angebracht sind. Wir finden den Weg Richtung Aluksne durch die Wälder. In Sigulda machen wir Halt und schauen uns das neue Schloss von aussen an, überqueren die Gauja-Schlucht mit der Seilbahn, um dann die drei Höhlen zu suchen. Einmal mehr sind unsere Erwartungen zu gross und wir suchen am völlig falschen Ort. Nachdem wir fast 1½ Stunden durch den Wald und die Mückenschwärme gewandert sind, geben wir uns noch die eine Chance. Es klappt – wir finden die sagenhaften Höhlen mit dem Wunderwasser. Marian schmiert sich auch gleich das Knie ein. Nach der etwas länger als geplant dauernden Wanderung fahren wir mit Picknick-Unterbruch weiter bis nach Aluksne an den See. Im traumhaft gelegenen Hotel melden wir uns an. «We would like to stay for one night on the c… – 10 Lats» – so schnell geht das und man hat einen ganzen Camping für sich alleine und ein Badezimmer dazu samt Aussenlavabos mit Mücken. Aber was sind schon Mücken, wenn sonst einfach alles stimmt?

Freitag, 10. Juni

Kurz nach dem Frühstück überqueren wir die lettisch-estnische Grenze. Zwar gibt es noch ein Zollhaus usw., es steht aber leer und verlassen am Strassenrand. Unser nächstes Ziel: die höchste Erhebung mit Aussichtsturm im Baltikum: Suur Manimägi (318m über Meer). Wir nehmen zur Sicherheit den Lift, die Aussicht: Wälder – Wald, Wälder

Vöru (erstes mal Posten in Estland mit Euro) – Tartu – Mustvee am Peipsi järv und weiter nach Kohtla-Järve auf den Kliff-Camping beim Spa-Hotel Saka. Ein Turm, den die Sowjets zur Grenzbeobachtung benutzten, ist eine der Attraktionen. Eine Wendeltreppe führt auf das Dach, diesmal gibt es keinen Lift. Auch die Tour an den Strand ist eher eine Kletterpartie, abwärts geht es über eine wunderschöne «Chügelibahn-Treppe» (den Geo-Cache, der sich eigentlich hier befinden sollte, finden wir einfach nicht. Vielleicht liegt er unter dem Bergrutsch begraben?) Auch die Treppe hat etwas gelitten. Es müsste weiter vorn einen Weg wieder über die Klippe nach oben geben – wir suchen Erst im zweiten Anlauf finden wir den Weg himmelwärts über eine sehr sehr sehr steile Treppe. Fitness pur! Nach dem Nachtessen wollen wir den Sonnenuntergang auf dem Dach des Meerturms erleben. Sogar Max lässt sich dieses Schauspiel nicht entgehen und klettert mit uns über die Wendeltreppe nach oben (ca. 20 m). Unsere Geduld reicht nicht aus und wir klettern runter und zwar gleich bis an den Strand. Wieder einmal: traumhaft. Auch auf diesem Camping sind wir nur zu dritt. Für Unterhaltung ist trotzdem gesorgt, denn im Hotel haben die Busfahrer eingecheckt. Schnapsliseli und Munz lassen grüssen – wir erkennen sie wieder und grinsen.

Samstag, 11. Juni

Nach der ruhigen Nacht (es hat mal kurz geregnet) scheint am Morgen wieder die Sonne. Nächstes Ziel: Tallinn! Ohne Zwischenstopp rasen wir auf der Autobahn auf den City-Camping in Tallinn. Nach dem Picknick nehmen wir den Bus und erkunden die Altstadt Tallinns. Woher kommen nur die vielen Leute? Fast zu viele für uns, ganz tapfer stapfen wir durch die Gassen und über die Plätze, suchen Sandalen für Marian (werden jedoch nicht fündig), zünden Kerzen in der orthodoxen Alexander Nevski-Kathedrale für unsere Lieben an, trinken Bier und Cider in einer der Touristenfallen, trödeln weiter und weiter und bestaunen die überaus schön restaurierten Häuser. Oberstadt, Unterstadt, Gassen rauf und um die Ecke und immer landen wir wieder auf dem Rathausplatz. Bis wir Hunger haben und dann wieder einmal italienisch essen. Gut und preislich an zu Hause erinnernd Müde machen wir uns dann zu Fuss die vier Kilometer auf den Weg zum Camping.

Sonntag, 12. Juni

Wir lassen Tallinn hinter uns und fahren Richtung Süden. Heute steht wieder einmal eine Wanderung an. Im Matsalu-Nationalpark wagen wir uns auf einen Wanderweg bei Penijöe. Dieser ist so ausgeschildert, dass auch wir uns nicht verlaufen. Dafür verlaufen wir fast vor Wärme. Durch die Sumpflandschaft zum Aussichtsturm, mitten durch die Hochlandrinder-Herde zurück zum Parkplatz – macht gute 5km oder 2 Stunden Gewackel in der grössten Mittagshitze Anschliessend geht es weiter nach Pärnu. Das Städtchen durchqueren wir und machen uns auf die Suche nach dem Campingplatz. Das Navi lotst uns mitten in eine Wohnsiedlung, wo weit und breit kein Camping zu sehen ist. Dann halt noch etwas weiter. An der Rigaer Bucht finden wir in Majaka einen. Der Parkplatz ist noch voll von Tagesausflüglern, aber kaum haben wir uns eingerichtet, verlassen diese den Platz mehr und mehr. Zwischenzeitlich sind wir wieder mal mutterseelenallein, bis Deutsche und später auch Finnen uns Gesellschaft leisten. Am Strand ist es zügig kühl, bei uns auf dem Platz drückend warm. Eine Handwäsche wird noch gemacht und aufgehängt, die darf über Nacht trocknen.

Montag, 13. Juni

Die Woche startet trüb und etwas nass: Es regnet doch tatsächlich. Wir reisen also weiter südlich dem schönerem Wetter und der lettischen Grenze entgegen. Kurz nach der Grenze in Ainazi wird der Tank gefüllt und – oh Wunder – Mamas Kreditkarte funktioniert auch mit Pin Der Küste entlang, immer südwärts, gelangen wir bald wieder in die Vororte von Riga. Dort stürzen wir uns in ein Einkaufszentrum mit wirklich grossem Supermarkt. Mit Hunger kaufen wir ein: Fleisch, Schnaps und Wein ist auch dabei und an der Kasse überschreiten wir doch nicht die 40 LVL. So macht einkaufen doch wirklich Spass. Für Mama finden sich auch noch ein Paar Sandalen. Aus Riga raus auf die A7 immer noch Richtung Süden. Wir suchen wieder mal einen Camping in der Sülz – dahin hat uns das Navi gelotst – und finden keinen Camping. Also noch mal etwas weiter. Am Strassenrand steht ein unscheinbares Schild «Camping Labirinti». Dieser entpuppt sich als «Attraktionenpark», ein grosser Spielplatz mit mittelalterlichen Geschicklichkeitsspielen und Labyrinthen. Der Farmer begrüsst uns herzlich und zeigt uns seinen Platz voller Stolz und erzählt, dass er im Herbst für zwei Tage in die Schweiz fliegt, das sei schon lange sein Traum gewesen.

Nach den Znacht und einem Schwatz mit dem soeben angekommenen Holländer wird auch Max von unserer Neugier angesteckt. Wir erkunden zu dritt den Attraktionenpark, fahren Go-Kart, sausen mit den Luftsesseln, spielen Sackwerfen gegen Personen, werfen Fribees in die Tasen, schicken Max durchs Labyrinth und amüsieren uns einfach.

Dienstag, 14. Juni

Nach dem Morgenessen besuchen wir den Schlosspark von Rundale, gleich um die Ecke Rosen, wunderschöne alte Rosen in einem Park, der Versailles nach empfunden ist. Der Kaffee und die Gebäcke im «Kaffee unter der goldenen Vase» sind köstlich. Der Anruf von Gregor entpuppt sich als harmlos, trotz des ersten Schreckens.

Auf dem Weg besuchen wir den «Berg der Kreuze», eindrücklich, aber der Funke springt nicht wirklich. Also weiter Richtung Vilnius. Wir übernachten auf der Apfelinsel und finden einen wirklich tollen Campingplatz auf einer Insel – von einem Holländer gekauft und angelegt. Dass das Warmwasser nur sehr spärlich fliesst und beim Abwaschen nur kalt angesagt ist, übersehen wir einfach. Wir krönen den Tag mit einer Runde Minigolf (Putzen der Anlage inbegriffen), kämpfen mit Ball und Schläger gegen die Bahn und die Mäuse und lachen schallend dazu. Rangliste: Max, Isabelle, Marian. Punktezahlen werden diskret verschwiegen

Das abschliessende «Feierabendbier» wird vom Gespräch der deutschen Bikern und der extrem sympathischen Berlinerin begleitet. Die Anekdoten der «Moped-Gang» sind wirklich amüsant – Scheisse, Schotter! – wird schon fast zum geflügelten Wort.

Mittwoch, 15. Juni

Duschen nahe an der Schmerzgrenze – und ab nonstop nach Vilnius, City-Camping! Nach kurzer Besprechung wird beschlossen, erst einmal die Wäsche zu waschen und nachher die Stadt zu erkunden. Die Busfahrt in die Stadt entpuppt sich als sehr spannend. Ein Vilniusser will dann auch noch wissen, woher wir kommen. Er habe so deutsche Wörter gehört, könne aber unseren Dialekt nicht einordnen. In der Stadt lassen wir uns durch die Altstadt treiben: über den Rathausplatz, durch die Einkaufsstrasse – ein Portemonnaie für Papa wird erstanden – zum Kathedralenplatz (wir finden den Stern leider nicht, an dem die Menschenkette geendet hat). Diese Stadt hat unglaublich viele Kirchen! Zurück am Rathausplatz gibts ein Apéro-Bier mit Biersnack: Kepta Duona – fritiertete Roggenbrotstücke mit Käsesauce – sehr zu empfehlen! Die Idylle im italienischen Ristorante wird von einem Beatboxer mit extrem lautem Verstärker gestört. Gegessen haben wir aber gut. Die Busfahrt zurück gestaltet sich ungefähr gleich spannend wie die Hinfahrt: Wo müssen wir eigentlich aussteigen? Wir schaffen es, auch ohne ein Wort der Durchsagen zu verstehen, oder den genauen Namen der Haltestelle zu kennen. Um halb zehn sind wir so ziemlich die letzten, die auf den Camping zurück kehren. Sogar die «Moped-Gang» hat sich in ihren Mietwohnwagen zurückgezogen.

Donnerstag, 16. Juni

Über die A141, die wir im zweiten Anlauf ab Kaunas dann doch noch finden, folgen wir dem Nemunas. Schlösser, Burgen, Kirchen säumen den Weg. Piknik gibts mit Aussicht auf die Nemunas-Fähre in Vilkija. In Vente streben wir dem Camping zu. Dort würde auch eine Fähre auf die Kurische Nehrung fahren – würde! Nachdem wir die Dame vom Restaurant endlich dazu bewegt haben, der Dame vom Camping zu sagen, dass zwei Camper vor verschlossener Schranke stehen, checken wir ein. Das Wechselgeld muss im Restaurant geholt werden. Im Prospekt stellen wir dann fest, dass die Fähre am Freitag gar nicht fährt. Kurze Rücksprache mit der «Receptionistin»: Ja, so ist es, aber vielleicht fährt sie am Samstag, das könne sie aber erst am Freitagabend sagen. Das ist uns zu bunt, wir stornieren beide Übernachtungen und folgen dem Belgier (mit Hund, der nicht auf den Platz durfte) auf den Camping, ca. 4km strassaufwärts. Dort übernachten wir im Garten eines Russen. Wir tippen auf die Datscha: WC mit Wasser, Dusche mit Warmwasser! Das sind die ersten beiden Vorzüge, die er uns nennt. Denn Warmwasser schätzen sie! (Wer auch immer 😉 Nach dem Abendspaziergang haben sich noch Schweden zu uns in den grossen Garten gesellt.

Freitag, 17. Juni

Die Halb-Freiluft-Dusche ist «läuig», um nicht zu sagen auf der frischen Seite von Warm! Aber immerhin. Wir kehren nach Klaipeda zurück nehmen die Fähre auf die Nehrung. Ach ja: Es regnet! Und dieses Mal richtig! Zum Glück hat das mit dem kleinen Boot nicht geklappt Wir fahren gleich ganz runter nach Nida auf den Camping – das Wetter ist halt wirklich nicht einladend für einen Spaziergang oder ähnliches. Auf dem Camping richten wir uns ein und sobald sich die Wolken etwas verzogen haben machen wir uns auf den Weg über die Düne ins Dorf. Die Aussicht ist leider etwas eingeschränkt und der Nieselregen setzt wieder ein, aber für irgendetwas haben wir schliesslich die Regenmontur montiert! In Nida kommt die Sonne wieder richtig durch und es wird warm. Wir schlendern bis zum Thomas-Mann-Haus und wieder zurück. Im «Kolibris» gibt’s ein Bier – wieder mit Kepta Duona – diese Mal noch einen Tick besser als in Vilnius. Zurück auf den Camping nehmen wir die kürzere Route der Strasse nach. Wir haben Nachbarn erhalten, die uns etwas nah auf die Pelle gerückt sind und zu allem Überfluss auch noch Deutsche sind. Naja. Wir ziehen uns wegen der nicht ganz so warmen Witterung ins Womo zurück und bruzeln unser Rindsfilet unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Hmmm so guet! Und dann auch noch so günstig: 500gr ca. Fr. 12.-. Über Umwege finden wir dann zum Abendspaziergang auch den Strand. Wunderschön. Wirklich Bilder für die Seele. Der Rückweg ist dann etwas kürzer, den halboffiziellen Weg finden wir dann aber erst, als wir beim Camping vor dem Hintereingang stehen.

Samstag, 18. Juni

Auch heute zeigt sich der Himmel von der trüben Seite. In der Touristinfo gibt’s die letzten Karten und Souvenirs und eine Touristenkarte der Nehrung. Wir fahren noch etwas nordwärts und machen Halt vis-a-vis von Preila. Mama und ich sitzen eine Stunde am Strand und lesen. Papa geht etwas auf Vögelijagd. Als der Regen wieder etwas einsetzt, gibt’s Piknik auf dem Parkplatz (wie überall zu dieser Jahreszeit und bei diesem Wetter: total überfüllt ;). In Juodkrante machen wir Halt und statten der Wetterfahnen-Gallerie einen Besuch ab. Entpuppt sich als schöner Souvenirladen. Ein T-Shirt für Bertil, als Geburtstagsgeschenk, wird erstanden. Den Wetterfahnen basteln wir dann mal zu Hause selbst, denn die schönsten sind einfach etwas teuer (ca. 1000 Litas). In Smiltyne besuchen wir das litauische Meeresmuseum. Der Besuch lohnt sich nicht unbedingt wegen der Fisch und Aquarien sondern wegen der Anlage selbst, denn das Museum ist in einer Festung aus dem 19. Jhd. untergebracht. Ohne Warten können wir dann zurück mit der Fähre nach Klaipeda. Auf dem riesigen Strandparkplatz von Melnrage kochen wir, mit regelmässigen Besuchen der Tuner-Bande; ein aufgemotztes Auto folgt dem nächsten. Wir packen für die Fähre und machen uns auf zum Fährterminal. Dort heisst es erst mal warten bis 22.00 – dann kann eingecheckt werden.

Sonntag, 19. Juni

Tja, das mit direkt zur Fähre heisst nicht für alle das Gleiche. Die Dame vom Checkin hat uns nämlich damit mitten in die Lastwagen-Verladung geschickt. Und der Herr «Obereinlader» war so gar nicht erfreut: «Kiel? The ferry leaves at 1 o’clock, it’s 11 now!!» Wir warten dann doch gottergeben zwischen den Lastwagen. Nach und nach treffen immer mehr PWs ein und die sind alle auch im Weg… Das Treiben ist immerhin spannend. Gegen 0.15 dürfen auch wir auf die Fähre auffahren. Ja genau, da zwischen diese beiden LKWs direkt an die Wand, da hin will er uns haben. Wo geht’s hier rauf? Mensch, diese Lastwagen stehen verdammt nah beieinander! Wir finden einen Personalaufgang – egal Hauptsache rauf. Schnell den Schlüssel schnappen, Gepäck auf die Kabine und ab in die Bar ein Beruhigungsbier!

Die Nacht ist ruhig und ziemlich schaukelfrei. Dieses Mal haben wir nur das Frühstücksbuffet bereits bezahlt (die Dame vom Checkin in Kleipeda war richtig froh, die Voucher los zu sein). Die Verköstigung auf der DFDS Seaways-Fähre ist nicht ganz so gut, aber sättigend – die Chauffeure schauffeln wieder einmal – nichts zum dabei zusehen. Ein Tag auf See = Lesen, schlafen, essen. Obwohl letzteres hier nicht Überhand nimmt. Mittags gibt’s Bier und kalte Kepta Duonas (naja, hatte definitiv schon bessere!). Zum Abendessen machen wir auf «Nobeltouristen» und speisen im à la Carte-Restaurant. Ganz passabel – obwohl die Deutschen Damen ihren Jammerlappen doch arg strapazieren.

Gegen 22.00 kommt dann auch die Kieler Förde in Sicht. Die Kieler Woche hat gerade begonnen, daher kommt uns die Sedov, das russische Segelschulschiff, entgegen und die Ufer sind gesäumt vom riesigen Rummel. Mit etwas Bauch einziehen und durchschlängeln finden wir unser Womo ziemlich problemlos und warten dann wieder mal. Mit den letzten LKWs verlassen auch wir die Fähre noch vor Mitternacht. Die Fahrt zum Camping ist fast stressiger als die zwei Wochen in den baltischen Staaten – so viel zur Fahrweise der Balten!

Montag, 20. Juni

Mitten in der Nacht werden wir noch herzlich auf dem Camping begrüsst und verbringen dann eine angenehme Nacht. Am Morgen sehen wir dann auch noch, wo wir gelandet sind. Ein schöne Camping direkt am Seeufer. Gegen 11 Uhr haben wir mit Simone und Bertil abgemacht. Sie kommen dann auch ziemlich pünktlich und wir machen uns auf einen kurzen Wackel. Anschliessend beschliessen wir, am Nordostseekanal zu grillieren. Glücklicherweise hat unser Womo eine Sonnen-/Regenstore, darunter geniessen wir viel Fleisch und das eine oder andere «grosse Boot» auf dem NOK.

Wir bleiben noch eine weitere Nacht auf dem Camping Bistensee.

Dienstag, 21. Juni

Wir machen uns auf den Weg Richtung Süden. Nächstes Ziel ist der Kaltwassergeysir in Andernach. Davor machen wir aber noch einen Übernachtungshalt in Remagen. Auf dem Campingplatz findet am folgenden Wochenende ein Messerschmitt-Treffen statt. Komische Gefährte sammeln sich also langsam hier und wir geniessen die letzten Tage.

Mittwoch, 22. Juni

Der Geysir ruft. Wir folgen dem Ruf und werden nicht enttäuscht. Für das Erlebniszentrum haben wir fast zu wenig Zeit, es wäre nämlich wirklich spannend. Die Fahrt auf dem Rhein zum Geysir geniessen wir in vollen Zügen, wir hatten ja so wenig Schifffahrt in diesen Ferien. Der Geysir spuckt pünktlich – für Papa zu pünktlich – und vor allem lange. Das sind wir nicht gewohnt von den isländischen Geysiren.